Kinder lieben Spielplätze und sind kaum zu halten, wenn sie einen auch nur von Weitem sehen. Dabei ist die Bandbreite groß: von der einsamen Schaukel in einer Betonwüste bis zum liebevoll geplanten Piratenspielplatz. Wie alles in Deutschland sind Spielplätze über eine DIN-Norm geregelt (DIN-Norm 18034), das hilft Eltern aber nur bedingt weiter. Also: wonach gilt es Ausschau zu halten?
Spoiler: Die Spielplätze, auf denen unser Kind am meisten Spaß hat, sind nicht immer die, bei denen wir es erwartet hätten!
Gibt es Sand?
Das klingt jetzt erst einmal merkwürdig. Klar gibt es auf Spielplätzen Sand! Weit gefehlt: Sand ist ein wertvoller Rohstoff, der besonders für die Bauindustrie, aber auch für die Herstellung von Mikrochips, Glas und allem Möglichen dazwischen benötigt wird. Geschätzt sind 15% des weltweiten Sandabbaus illegal. Und weil alles, was begehrt ist, meist auch teuer ist, wird auch auf Spielplätzen gerne am Sand gespart.
Der Sand auf Spielplätzen ist nämlich hochwertiger und gewaschener Quarzsand. Oft ersetzen Gummimatten oder Kies den Spielsand, mit dem sich wunderbar Burgen und Tunnel bauen, Sandkuchen backen und zerstören lassen.
Die Enttäuschung unseres Sohnes ist riesig, wenn er mit Eimer und Schaufel bewaffnet einen Spielplatz entdeckt, auf dem er nicht buddeln kann. Und wer sich schon einmal auf einer Gummimatte das Knie aufgeschürft hat, weiß: Sand ist viel schöner!
Gibt es attraktive Angebote für verschiedene Altersstufen?
Auf einem Spielplatz tummeln sich Kinder unterschiedlicher Altersstufen. Zwischen dem 1. und dem 6. Lebensjahr in der Regel in Begleitung. Bis zwölf oder 14 Jahren auch alleine. Dass da nicht jedes Spielgerät für jedes Kind geeignet ist, ist klar – das muss es auch nicht. Wichtig ist, dass es für alle Altersklassen attraktive Angebote gibt, besonders wenn man mit mehreren Kindern unterwegs.
Eine gute Faustregel ist: Solange ein Kind ein Klettergerüst nicht allein erklettern kann, ist es dafür noch nicht bereit. Die Proportionen des Kindes passen nicht mit dem Spielgerät zusammen. Das Kind kann die Gefahren nicht ausreichend einschätzen und sich damit auch eher verletzen.
Bei mir persönlich kommt ein ganz praktisches Problem dazu: Ich bin nicht sehr groß. Wenn ich nun meinem Kind auf ein Klettergerüst helfe, das eigentlich seinen motorischen Fähigkeiten noch nicht entspricht, habe ich ein echtes Problem, wenn er auf 2,20 Meter Höhe steht, nicht wieder runterkommt und ich ihm keine Hand reichen kann. Hinterherklettern ist ja auch nicht immer eine Option. Kletterangebote in niedriger Höhe, die auch für jüngere Kinder geeignet sind, sind also besonders toll, weil ich mein Kind machen lassen oder es unterstützen kann, wie es das gerade braucht.
Wie steht es mit der Sicherheit?
Für den Spielspaß zweitranging, fürs Gefühl wichtig: Egal ob die Kinder groß oder klein sind, die Sicherheit der Spielgeräte ist entscheidend. Grundsätzlich soll jeder Spielplatz einmal im Jahr zum TÜV und regelmäßig vom Träger kontrolliert werden. Dafür gibt es die EU-Norm DIN EN 1176.
Soweit die Theorie. Gerade bei gern genutzten Spielplätzen geht aber auch mal was kaputt, schließlich sind die Spielgeräte Wind, Wetter und den Jahreszeiten ausgesetzt. Statt sich auf die Vorgaben zu verlassen, schadet es nicht, selbst zu schauen, ob es modriges oder gesplittertes Holz, rostiges Metall oder scharfe Kanten gibt. Bei Schäden kann man sich an den Betreiber wenden. An den meisten Spielplätzen gibt es einen Hinweis auf den Träger.
Unsere persönliche Erfahrung ist, dass die meisten Spielplätze ganz gut in Schuss und die Regeln so streng sind, dass ein Spielplatz wirklich selten nicht nutzbar ist.
Ist der Spielplatz übersichtlich und abgegrenzt?
Für Kinder sind Höhlen toll und die meisten Kinder lieben es, sich zu verstecken. Das ist super, wenn man einschätzen kann, wo das Kind sich gerade aufhält oder dass es nicht einfach stiften gehen kann. Die ganze Zeit hinter dem Kind herzurennen, ist weder für Eltern noch für Kinder ein gelungener Spielplatzbesuch. Wenn bei der Spielplatzplanung die Kinderbegleitung also mitgedacht wird und der Spielplatz für Eltern auch einen Freizeitwert hat, ist das ein Highlight.
Für mich als Elternteil ist ein abgegrenzter und einigermaßen übersichtlicher Spielplatz ein Geschenk. Der Gedanke, dass mein Kleinkind unkompliziert gen Straße rennen kann, ist ein Albtraum! Nun mögen einige sagen: Du hast doch eine Aufsichtspflicht für dein Kind! Stimmt genau, die habe ich. Das bedeutet aber nicht, dass ich meinem Kind permanent in den Nacken atmen muss. Ich spiele gerne mit ihm, aber er darf das auch alleine tun. Nur weil ich nicht neben ihm stehe, bedeutet das nicht, dass ich ihn nicht beaufsichtige. Wenn ich also auf einer Bank ein paar Meter entfernt sitze, erlebt mein Kind Selbstwirksamkeit: Was kann ich schon? Wo brauche ich Hilfe? Was lasse ich lieber? Wofür finde ich eine andere Lösung? Helfen kann ich ihm dann immer noch und freue mich, wenn er es alleine schafft.
Ist der Spielplatz sauber?
Gerade Glasscherben und Zigarettenstummel sind für die Kleinsten richtig gefährlich. Und auf den ersten Blick einfach nur unappetitliche Essensreste locken Ratten an, die Krankheiten übertragen. Übrigens: Wer tagsüber eine Ratte sieht, muss das beim Ordnungsamt melden! Unrat ist aber eher ein Störfaktor für Eltern als für Kinder.
Unser Dreijähriger fand zeitweise Müll sammeln auf dem Spielplatz viel spannender als die Spielgeräte selbst. Auch ein verwittertes Gummibärchen ist in den Augen eines Kleinkindes ein höchst interessantes Forschungsobjekt. Die dazugehörigen Eltern finden das meist nicht so erquicklich.
Sofern der Müll sich im Rahmen hält, sind wir pragmatisch: aufsammeln, hinterher mit einem Schluck aus der Wasserflasche Hände waschen, daheim noch einmal gründlich mit Seife. Wenn’s zu arg wird, nutzt es nichts: Sieben Sachen packen und auf den nächsten Spielplatz ziehen.