Unverpackt einkaufen – wie geht das eigentlich?

Blick in einen unverpackt Laden: an der Wand hängen lange Reihen von Lebensmittelspendern.
Unverpackt-Laden Die Waagschale, Norderstedt Foto: Anja Manneck

Was für die einen bereits eine totale Selbstverständlichkeit ist, ist für andere noch Neuland. Heute sammeln wir für euch Orte und Hinweise, wie und wo ihr mit dem unverpackt Einkaufen anfangen oder weitermachen könnt.

Wir Eltern sitzen auf einem Kindergeburtstag in der Küche, die Kinder spielen im Kinderzimmer. Das Gespräch wandert über die Vorzüge des Wohnortes zum Einkaufen. Ich bin erst überrascht, als ich höre: „Unverpackt einkaufen? Wie geht das eigentlich?“ Meine Familie und ich haben nämlich vieles bereits in unseren Alltag integriert, stoßen aber an anderen Stellen immer wieder an unsere Grenzen. 

Daher kommen hier meine besten, alltagserprobten Tipps, um verpackungsarm einzukaufen.  Schließlich ist es nicht gottgegeben, dass Nudeln in 500g-Paketen und Schokolade in 100g-Tafeln zu uns kommen.

Der Wochenmarkt: Schon immer unverpackt

Seit jeher ein Ort, an dem es unverpackt zugeht, ist der Wochenmarkt. Obst und Gemüse kann man sich dort unkompliziert in mitgebrachte Beutel wiegen lassen. Die Waren sind oft konventionell und nicht ökologisch oder BIO-zertifiziert angebaut, dafür aber regional. Brot und Backwaren kann ich ebenfalls in mitgebrachte Beutel oder Gefäße verpacken lassen. Manchmal lohnt sich die Nachfrage: Am Stand für Kräuter, Gewürze und Trockenfrüchte kann ich ein Glas abgeben und bekomme in der Folgewoche mein Lieblingscurry oder die geräucherte Paprika abgewogen zurück. Das erfordert ein bisschen mehr Planung als nur ein paar Stoffbeutel einzustecken, ist aber machbar. 

Schwieriger wird es bei Käse oder Fleisch. Die Waren dürfen nicht unverpackt auf die Waage, mitgebrachte Behältnisse können aus Hygienegründen verständlicherweise nicht angenommen werden.

Bio-Supermarkt: Wachsendes unverpacktes Angebot

Im Bio-Supermarkt wird das Angebot immer breiter. Neben unverpacktem Obst und Gemüse wie auf dem Wochenmarkt gibt es zunehmend Lebensmittel in Pfandgläsern. Schon lange sind dies Milchprodukte, seit einiger Zeit verkaufen viele Biomärkte auch Nüsse, passierte Tomaten oder Suppen in den bekannten Pfandgrößen. Inzwischen gibt es mehrere Firmen, die sich auf müllfreie Produkte spezialisiert haben:

Anbieter wie Unverpackt für alle, Pfandwerk, FairFood Freiburg haben gemeinsam, dass die Lebensmittel in gängigen Pfandgläsern abgefüllt sind und dass sie großen Wert auf Transparenz und Fairness legen. Während zum Beispiel die Cashews bei FairFood Freiburg über alle denkbaren Siegel – Bio, Vegan, Fairtrade – verfügen, stammen bei Unverpackt für alle ein Drittel aller Lebensmittel aus Deutschland inklusive der Kichererbsen, und die Firma hat eine Lieferkette komplett ohne Müll etabliert. Da lohnt sich das Schleppen der Glasflaschen.

Unverpackt-Laden: Der Klassiker

Neben den bereits genannten einschlägigen Unverpackt-Firmen gibt es in den klassischen Unverpackt-Läden Lebensmittel, Haushaltswaren und Kosmetika komplett ohne Verpackung. Hier gilt es den Einkauf zu planen: Was will ich kaufen? Welche Gefäße benötige ich? Neben Gläsern und Kunststoffdosen sind hier auch saubere Baumwollbeutel und Flaschen als Transportmittel sinnvoll. 

Eine alte Shampooflasche kann genauso zum Einsatz kommen wie eine Stapelchips-Dose. Ich überlege also im Vorwege genau, was ich kaufen will und wie viel ich benötige. Der Planungsaufwand ist bei dieser Art einzukaufen zwar am größten, aber wenn man es einige Male gemacht hat, stellt sich wie bei allem ein Übungseffekt ein. Und falls ich doch etwas kaufen möchte, für das ich nicht (mehr) das richtige Gefäß dabei habe, gibt es in den meisten Unverpackt-Läden eine Kiste oder ein Regal mit übrig gebliebenen Verpackungen anderer Kund:innen. So sind auch Spontankäufe möglich.

Für mich ist der Einkauf im Unverpackt-Laden immer ein kleines Event: Was gibt es heute? Was ist neu? Momentan stellen wir zuhause Duschgel, Shampoo und Spülmittel auf feste Tenside – landläufig “Seifen” – um. Ein Vorteil ist, dass ich nicht für Verpackung und Wasser, Hauptbestandteil flüssiger Produkte bezahle. Auf der anderen Seite habe ich lange von einem Stück Seife, das vielleicht gar nicht zu mir passt. Ausprobieren ist hier also nicht so  einfach,  denn diese Produkte haben eine längere Lebensdauer als eine Flasche Shampoo!

Discounter & Drogerie: Umdenken in Sachen Verpackung

Auch konventionelle Lebensmittelmärkte und Discounter denken in Sachen Verpackung um. Einige Unverpackt-Marken gibt es dort bereits zu kaufen. Was und wie viel es gibt, hängt erfahrungsgemäß stark von der Marktleitung und der Kundschaft ab. Fragt doch in Eurem Stamm-Supermarkt gezielt nach Unverpackt-Produkten, die euch fehlen. Außerdem zwingt mich beim Einkaufen niemand, einen Plastikbeutel für die Bananen oder abgewogene verpackte Möhren zu kaufen.

In manchen Drogerien bekomme ich unverpackte Reinigungsmittel, Haushaltswaren oder die klassischen Einmachgläser, manchmal auch Süßwaren. Das Angebot wächst!

Fazit

Selbst wenn ich keinen Unverpackt-Laden um die Ecke habe, kann ich Verpackungsmüll reduzieren, wenn nicht vermeiden. Nudeln gibt es beispielsweise auch im 2kg-Beutel und Windeln in der Papierverpackung. 

Manches Mal gilt es abzuwägen: Fahre ich jetzt mit dem Auto zum Unverpackt-L​aden oder kaufe ich etwas Verpacktes, das ich mit dem Fahrrad transportieren kann? Was nützt es, auf Papierverpackungen zu achten, wenn die Paletten dann doch in Plastik eingeschweißt sind? Ist der Energieumsatz für den Transport der Glasgefäße nicht zu hoch, dass es sich trotzdem lohnt, Pfandgläser zu kaufen? Wie ist die Energiebilanz, wenn ich online bestelle?

Auf all das habe ich leider keine abschließende Antwort, aber: Um nachhaltiger zu konsumieren, hilft es, sich auf den Weg zu machen. Ich habe mein Einkaufverhalten im Laufe der letzten Jahre verändert und weiß, was ich wo kaufe: Äpfel und Birnen bei regionalen Obsthändler:innen auf dem Markt, passierte Tomaten im Pfandglas im Bio-Supermarkt, Müsli, Nüsse, Haferflocken im Unverpackt-Laden, Nudeln beim Hofladen in der Großpackung. 

Habt Ihr Tipps für unverpacktes Einkaufen? Neue Ideen, Anregungen oder Denkanstöße? Was sind Eure best practices? Wir freuen uns auf Eure Kommentare!

Anja

Mag Nachhaltigkeit, Reisen, Menschen und Kinder.

1 Kommentar

  1. […] haben. Vieles kommt bei uns auch lose ins Transportfach des Kinderwagens. Der Einkauf bedarf, wie beim unverpackten Einkauf, mehr Planung. Oft klappt das, Spontankäufe sind komplizierter. Weil der Mensch aber ja ein […]

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