Was ist eigentlich… eine Grünpatenschaft?

Foto: Rebecca Schmidt

Den Traum vom eigenen Garten haben viele. Jedoch ist Wohnraum mit Gartenprivilegien im innerstädtischen Raum selten und teuer. Bleibt nur das traurige Kräutertöpfchen auf der Küchenfensterbank und ein Ficus im Wohnzimmer? Keineswegs! Mittlerweile bieten viele Städte die Option einer Grünpatenschaft. Was das ist und wie es geht, erklären wir hier.

Die Tristesse des Straßenbegleitgrüns

So manche innerstädtische Straße sieht bekanntermaßen recht trist aus. Zwischen Asphalt und grauen Gehwegplatten dümpelt alle paar Meter ein Straßenbaum vor sich hin, eingekeilt zwischen parkenden Autos, verlassenen Einkaufswägen und abgestellten Fahrrädern. Um ihn herum zu gleichen Teilen Unkraut und Müll. Aber es gibt auch ganz andere Ecken. Straßen, an denen das Begleitgrün kleinen Oasen gleicht. Wo auf jedem Fleckchen Erde ein liebevoll angelegter Mini-Garten gedeiht.

Dafür ist nicht immer die Stadtverwaltung verantwortlich. Mittlerweile bieten sehr viele deutsche Städte so genannte Grünpatenschaften an. Das bedeutet, dass sich Privatleute vertraglich verpflichten, eine mehr oder weniger große Grünfläche zu bepflanzen und zu pflegen.

Quelle: Foto: Rebecca Schmidt
Gärtnerinnen von Greencity-Hamburg pflegen ihre Grünpatenschaft in der Fischers Allee. Foto: Rebecca Schmidt

Was bringt mir eine Grünpatenschaft?

Von fleißigen Grünpat:innen hat die Stadt etwas – lauter kleine Heinzelmännchen, die dem Grünflächenämtern Arbeit abnehmen. Ein dichterer Bewuchs ist außerdem gut für das Stadtklima und den Wohlfühlfaktor der Bewohner. Die Paten haben einen kleinen Garten, das befriedigende Gefühl, ihre Stadt zu gestalten und dabei noch etwas für die Umwelt zu tun. Denn auch die hat etwas davon, wenn die Stadt artenreicher, bunter und dichter bepflanzt ist.

Auch kleine und kleinste Flächen leisten ihren Beitrag zum Artenreichtum einer Stadt, indem sie als Futter- und Rückzugsort sowie als Trittsteinbiotop dienen. Das heißt, dass sie Verbindungen für die Tiere und Pflanzen zwischen größeren Grünflächen herstellen.

Simone Harder-Plog vom Verein Greencity-Hamburg fasst das Gefühl folgendermaßen zusammen: „Mich freut es einfach jedes Mal, wenn ich an so einer Fläche vorbeigehe. Ich erinnere mich daran, wie trostlos sie früher aussah, und mir geht das Herz auf, wenn alles blüht, die Insekten summen und die ganze Atmosphäre des Ortes viel freundlicher und toller geworden ist.“

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So sieht die Stadt gleich viel einladender aus. Grünpatenschaften an der Fischers Allee. Foto: Rebecca Schmidt

An wen muss ich mich wenden, wenn ich eine Grünpatenschaft möchte?

Die typische Grünpatenschaft liegt in der Nähe der eigenen Haustür und kommt als Grünstreifen oder Baumscheibe, also der Bereich um einen Straßenbaum, daher. Diese Flächen dienen als Erweiterung bzw. Ersatz für den eigenen Garten oder Balkon. Es ist einfach schöner, beim Verlassen des Hauses auf ein gepflegtes Beet zu schauen, als auf oben genannte Trostlosigkeit. Es gibt Grünpatenschaften aber in allen Größen und Formen. Der Hamburger Bezirk Wandsbek fördert Grünpatenschaften ab einer bestimmten Größe sogar finanziell.

Normalerweise sind die Grünfläche- bzw. Betriebsämter für die Pflege des Stadtgrüns zuständig. Grünpatenschaften müssen deshalb vertraglich mit den entsprechenden Ämtern geregelt werden – sonst mäht ein nichtsahnender Stadtmitarbeiter das sorgsam angelegte Beet wieder nieder. In vielen Städten geht das mittlerweile recht unkompliziert mit vorbereiteten Formularen. Dort muss der/die interessierte Gärtner:in den Standort ihrer Fläche möglichst genau beschreiben, damit die Stadt prüfen kann, ob sie für eine Grünpatenschaft in Frage kommt. Ist dies der Fall, wird ein Vertrag geschrieben, in dem die Pflege geregelt ist. In der Regel wird gewünscht, dass die Patenschaft über einen längeren Zeitraum läuft. Es ist aber möglich, die Patenschaft jederzeit zu kündigen.

Der Antragsprozess dauert je nach Amt unterschiedlich lange, Simone Harder-Plog beruhigt: „Manchmal muss ein Antrag zwar noch durch zwei, drei Hände mehr wandern und dann kann es auch schon mal dauern, bis man eine Zusage hat. Aber mit unserer Sachbearbeiterin im Bezirk Altona haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Ämter finden es grundsätzlich erstmal gut, wenn sich Bürger:innen einbringen wollen.“

Quelle: Martina John
Hier könnte es so trist aussehen. Tuts aber nicht, dank farbenfroher Wildblumen. Die Bienen freuts auch.

Was muss ich beachten?

Als Pat:in verpflichtet man sich, die Fläche zu pflegen und sich an bestimmte Regeln zu halten. Die Grünpatenschaft muss beispielsweise so gestaltet sein, dass die Verkehrssicherheit der angrenzenden Straßen und Wege nicht gefährdet ist. Es darf also nichts überhängen und herauswuchern – logisch eigentlich. Häufig gibt es deshalb auch Regeln zur Wuchshöhe – an vielen Straßen darf die Sicht nicht eingeschränkt werden.

Wenn man eine Baumscheibe bepflanzt, muss man außerdem darauf achten, die Wurzeln nicht durch zu tiefe Pflanzlöcher zu beschädigen – auch das leuchtet durchaus ein. Manche Städte bitten außerdem um eine ökologisch sinnvolle Bepflanzung und schlagen insektenfreundliche Pflanzen vor.

Was Einbauten wie Zäune, Sitzbänke und ähnliches angeht, haben die verschiedenen Bezirke eigene Regelungen. Einig sind sie sich jedoch, dass Schnittmaßnamen an den Stadtbäumen nur von Stadtmitarbeitern erfolgen dürfen. Mit relativ wenig Aufwand kann man in diesem Rahmen eine Straße völlig verwandeln.

Simone Harder-Plog ist sich sicher, dass sich die Arbeit rechnet „Letztendlich ist es nicht so viel Aufwand, eine Grünpatenschaft zu pflegen. Im Gegenzug ist es eine große Freude, die umgestalteten Flächen zu sehen. Wir bekommen auch immer viel Anerkennung von Passanten und Anwohnern. Manche bedanken sich sogar. Und wenn man wie wir im Verein gemeinsam gärtnert, macht es erst recht Spaß!“

Wo finde ich Informationen zu Grünpatenschaften?

Christina

Mag Kunst, Gemüse und Nachhaltigkeit.

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