Was uns ihre Spitznamen über Städte sagen

Ein Blick über das Forum Romanum
Foto: Jana Wekel

Rom ist die ewige Stadt und Prag die goldene – klar. Kennt man. Aber warum eigentlich? Solche Spitznamen erzählen einiges über ihre Städte, und zwar meist eine lange Geschichte. Wir schauen uns ein paar Beispiele an.

Rom: Der ewige Herrschaftsanspruch

Anscheinend war der römische Dichter Tibull im 1. Jahrhundert vor Christus der erste, der Rom als die ewige Stadt bezeichnete – zumindest sind keine früheren Belege für die Bezeichnung Roms als urbs aeterna erhalten.

Es würde auch zu Tibulls Zeit passen, zu Kaiser Augustus, der nach langen Jahren des Bürgerkriegs Frieden und Stabilität in Aussicht stellte, begleitet von einem unfassenden Bauprogramm. (In seiner Augustus-Biographie berichtet Sueton, der Kaiser habe sich damit gerühmt, eine Stadt aus Ziegelsteinen vorgefunden und eine aus Mamor hinterlassen zu haben.)

Eine Parallele lässt sich außerdem zum wohl wichtigsten literarischen Werk dieser Zeit ziehen, zu Vergils Aeneis, wo Jupiter den Römern ein imperium sine fine prophezeiht, eine Herrschaft ohne Ende. Auch wenn Rom insofern tatsächlich die ewige Stadt ist, dass sie nach dem Ende dieser Kaiserzeit und einer insgesamt durchaus … bewegten Geschichte immer noch steht – so ganz harmlos war dieser Ewigkeitsanspruch nicht.

Blick von oben über PragQuelle: Jana Wekel
Prag: nicht mehr ganz so golden, aber immer noch mit vielen Türmen.

Prag: Das Gold mehrerer Monarchen

Auf die Frage, warum Prag die goldene Stadt ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Am häufigsten sind zwei Erklärungen, die beide mit jeweils einem wichtigen Herrscher in der Stadt zu tun haben.

Zunächst ist da Karl IV., der Prag zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches machte – und die Türme der Stadt mit Gold verkleiden ließ. (Prag ist übrigens auch als Stadt der hundert Türme bekannt.) Oder der Spitzname geht auf Rudolf II. zurück. Unter ihm erlebte Prag im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert eine weitere Hochphase – und er hatte wohl ein Faible für Alchemie.

So oder so, Prag wird auch ohne kaiserlichen Einfluss bis heute ein gewisser magischer Glanz nachgesagt – und wer die Stadt besucht, vor allem im frühen Herbst, kann sich gleich selbst davon überzeugen.

Blick auf die Piazza de Ferarri in GenuaQuelle: Martina John
Die stolze Stadt am Mittelmeer.

Venedig und Genua: Die Durchlauchtigste und die Stolze

Venedig ist La Serenissima – aber welche Stadt ist La Superba? Richtig, Genua. Die beiden Städte stritten sich im 12. und 13. Jahrhundert um die Vorherrschaft im Mittelmeerraum, und genau daher kommen auch ihre Spitznamen. Serenissimo war ein byzantinischer Titel, zunächst für den Doge, der schließlich auf ganz Venedig ausgeweitet wurde.

Dass Genua die „stolze“ Stadt ist, geht wohl auf den Humanisten Petrarca zurück, der nach einem Besuch in Genua von einer königlichen Stadt schrieb, die superba per uomini e per mura sei, also „stolz auf ihre Menschen und Mauern“. Mauern sind nicht nur wesentlich für die Verteidigung einer Stadt, sondern können sie überhaupt erst zu einer Stadt machen.

Beide Spitznamen sind also Ausdrücke von Stärke, von herausragenden Städten, und diese Erzählungen haben sich mit den Spitznamen bis heute gehalten.

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