Städtereisen mit (kleinen) Kindern

Kinder-Tretroller vor einer Schule
Foto: Anja Manneck

Das Leben ändert sich, wenn man Kinder hat. Das heißt nicht, dass ich aufs Reisen verzichten möchte. Stattdessen passe ich lieber meine Reiseroutinen an die Umstände an. Hier mein persönliches best practise für Städtereisen mit (kleinen) Kindern.

Ich bin wirklich reiseerprobt: mit neun durfte ich mit einer Trachtentanzgruppe ohne meine Eltern nach Südfrankreich fahren. In der Schule habe ich jeden Austausch mitgenommen, der sich mir bot: England, Polen, Norwegen. In Studienzeiten ging es mit dem Bus nach Rumänien, irgendwann mit dem Auto durch Italien. Flüge, Züge, Auto. Die Verkehrsmittel wechselten sich ab. Einfach, spontan, oft ziemlich günstig.

Seit einiger Zeit reise ich aber nicht mehr allein. Wir reisen mittlerweile zu viert – mit zwei kleinen Kindern. Daran ist erst mal nichts einfach oder spontan und schon gar nicht günstig. Das hindert uns aber nicht daran, mit unseren Kindern die Welt zu entdecken.

Rückansicht auf ein Baby auf dem Rücken einer Frau mit Blick über den Lago MaggioreQuelle: Anja Manneck
Blick von Arona auf den Lago Maggiore: Wer noch nicht selbst laufen kann und nicht zu schwer ist, wird eben getragen.

Ziele: Städtereisen oder ans Meer?

Bei der Auswahl der Ziele hilft uns, dass wir schon vor den Kindern einiges gesehen haben. Gerade bei Städtereisen hilft es, zu wissen, wie eine Stadt funktioniert. Venedig ist mit Kindern traumhaft, es gibt keine Autos, viel zu gucken und man kann Boot fahren. Nach Neapel würde ich mich andererseits mit kleinen Kindern nicht trauen – die Stadt ist zwar toll, aber der Verkehr ist einfach zu stressig.

Seit wir Kinder haben, verändern sich unsere Ziele. Städtetouren mischen sich mit der spießigen Ferienwohnung am Meer. Das ist okay, ein Urlaub soll schließlich alle glücklich machen, Kinder und Eltern. Ein besonderer Glücksfall für uns ist es, wenn die Stadt am Wasser liegt.

Generell fahren wir mit einer Mischkalkulation gut. Baden und Bauernhof, aber auch Museen und Kultur. Wenn man die Kinder mitnimmt, macht es ihnen genau so viel Spaß, eine Stadt zu entdecken wie eine Sandburg zu bauen. Viele Erwachsene haben gelernt, dass man im Museum leise sein müsse und halten ihre Kinder dazu an. Ein Museum ist kein Friedhof! Werke anfassen geht zwar in aller Regel nicht, aber man kann sich durchaus amüsieren.

Das beste Verkehrsmittel – Auto, Zug und Co

Für eine Städtetour bleibt die Frage nach der Anreise. Aus ökologischen Gründen versuchen wir so gut es geht aufs Fliegen zu verzichten, mit Kindern ist es aber relativ bequem. Das Gepäck gebe ich ab, im Flieger habe ich feste Plätze und sammle mein Gepäck wieder ein, wenn der Flieger gelandet ist.

In Zügen gibt es zwar Familienabteile, aber das ganze Zeug, das man mit Kindern so rumschleppt, trägt man selbst, von der fehlenden Barrierefreiheit, die den Weg mit Kinderwagen erschwert, ganz zu schweigen. Dazu kommt die fehlende Flexibilität. Mit Kindern ändern sich die Pläne schneller, als es uns Eltern manchmal lieb ist.

Bisher haben wir uns daher oft für das Auto entschieden. Nachhaltigkeit ist für mich ein wichtiges Thema, daher würde ich lieber mit dem Zug fahren. Generell erzeugt Tourismus etwa 5% der Emissionen weltweit. Der CO2-Rechner von Quarks zeigt mir aber, wenn unser Auto mit vier Personen beladen ist, ist der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß pro Person unter dem ÖPNV und knapp über dem für IC oder ICE – das finde ich akzeptabel.

Solange unsere Kinder so klein sind, dass wir mit dem Kinderwagen unterwegs sind und wir uns außerhalb einer einzelnen Stadt fortbewegen wollen, bleiben wir erst mal beim Auto. Sobald die Kinder größer sind und ihr eigenes Gepäck tragen können, freue ich mich auf lange Zugfahrten!

In einer größeren Stadt mit gutem ÖPNV lasse ich das Auto stehen, das spart Geld, Zeit und Ressourcen. Meine Kinder lieben besonders die Fahrten mit S- und U-Bahn und in der Regel bezahlen sie noch nichts. In Hamburg kann man mit einem HVV-Ticket sogar Fähre fahren, da wird selbst ein Tagesausflug zum Urlaub.

Zu sehen ist Rasen und Deich im Vordergrund, Strand und Meer im HintergrundQuelle: Anja Manneck
Hier genießt man den freien Blick aufs Meer

Unterkünfte: Luxus adé – Ferienwohnung statt Hotel

Ich liebe Hotels. Aufstehen, an den fertigen Frühstückstisch setzen und wenn ich zurückkomme, ist das Bett gemacht. Spätestens wenn das Kind nicht mehr mit den Eltern in einem Bett schläft, wird es kompliziert, aber auch schon vorher sind Hotelzimmer mit (kleinen) Kindern gar nicht so praktisch. Entweder die Kinder schlafen nicht ein oder wir Erwachsenen müssen leise sein, damit die Kinder nicht aufwachen.

Wenn man selbst nicht um 19.30 schlummern möchte, müssen sich Eltern im Hotel etwas ausdenken. Manchmal hat man das Glück, dass das Hotelzimmer einen Balkon hat, sonst bleibt auf dem Flur sitzen und klönen oder doch früh schlafen gehen. Alles nicht optimal. Und wenn das Kind ab halb sechs Feuerwehr spielt (mit semiprofessioneller Martinshornimitation), macht man sich einfach keine Freund:innen in den umliegenden Zimmern.

Bei der Suche nach einer Unterkunft empfiehlt sich also eine Alternative. Manche Hotels bieten Appartements, die oft entsprechend teuer sind. Günstiger und für die Bedürfnisse einer Familie passender sind Ferienwohnungen oder Jugendherbergen, die oft Familienzimmer bieten.

Hübsche Ferienwohnungen sind in Deutschland nicht ganz leicht zu finden – aber es gibt sie! Im europäischen Ausland sieht das anders aus. Gerade in Italien findet man auch in den Städten ausgesprochen schöne und einladende Ferienwohnungen, die nicht unbedingt teurer sind als ein Doppelzimmer im Hotel. Mit Glück erwischt man sogar die eine oder andere mit echten Murano-Leuchtern. Ein weiterer entscheidender Vorteil: In der Küche kann ich die ganzen regionalen Köstlichkeiten kochen, die Märkte und Supermärkte so zu bieten haben.

Und was machen wir jetzt? – Aktivitäten, die allen Spaß machen

In jeder Stadt gibt es Spielplätze. Wirklich in jeder, sogar in Venedig kenne ich mehrere. Ein bisschen Zeit auf dem Spielplatz ist immer drin. Aber obwohl ich Mutter bin, habe ich noch eigene Interessen.

Dass wir gerne ins Museum gehen, habe ich schon erzählt. In vielen Städten gibt es interessante Naturkundemuseen, Kindern mögen aber auch Kunstmuseen, wenn man sie Ernst nimmt und mit ihnen über das spricht, was sie sehen. Wir machen also fast alles, was wir auch ohne Kinder auf Reisen gemacht haben, nur nicht mehr so viel davon. Wenn die Kinder hungrig sind oder keine Lust mehr haben, hat wirklich niemand mehr Spaß. Genug Pausen und zum richtigen Zeitpunkt ein Eis hält alle bei Laune.

Meine persönlichen Dos und Don‘ts

  • Möglicherweise klang es schon an: Italien ist toll mit Kindern! Sie sind sogar im 5-Sterne-Hotel willkommene Gäste, mit denen gern geschäkert wird, und es ist kein Drama, wenn mal was zu Bruch geht.
  • Bei Kindern im Kinderwagenalter empfiehlt sich ein leichter Buggy, der gut zusammenzuklappen und wieder auseinanderzufalten ist. Über venezianische Brücken trägt es sich am besten an den Seiten, nicht vorne und hinten.
  • Wenn Ihr Strandurlaub machen wollt, sollte der Strand nicht weiter als 5-7 Gehminuten von der Unterkunft entfernt sein. Man hat was vergessen, Hunger, Mittagsschlaf – alles entspannt, wenn man direkt am Strand wohnt.
  • Spart Euch das Reisebettchen. Keines unserer Kinder hat darin je geschlafen. Auch bei niemandem, den wir kennen. Wenn die Kinder schon größer sind, kann eine dünne Matte ein Bett auf Zeit sein.

Anja

Mag Nachhaltigkeit, Reisen, Menschen und Kinder.

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