Ran an die Zange! Müllsammeln für ein schöneres und ökologischeres Miteinander

Ein überquellender Mülleimer, der aussieht wie ein Mädchen, das einen Korb hält. Drumherum zahlreicher Plastikmüll
Foto: Christina Grevenbrock

In meiner kleinen Anwohnerstraße geht’s noch einigermaßen, aber spätestens im angrenzenden Park seh‘ ich ihn: Müll. Seit einiger Zeit habe ich mir angewöhnt, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Wenn ich motiviert genug bin, nehmen die Kinder und ich unsere Müllzangen in die Hand und sammeln den Abfall ein. Für eine sauberere und gesündere Umwelt.

Müll – eine Erfindung der Neuzeit

Abfall ist nicht nur eine rein menschliche Erfindung, er ist auch ein sehr neues Problem. In der Tier- und Pflanzenwelt gibt es keinen „Müll“ im Sinne eines nicht weiterverwertbaren Rests. Alles, was Tiere oder Pflanzen zurücklassen, kann von anderen Organismen genutzt werden und bleibt im natürlichen Stoffkreislauf als wertvolle Ressource erhalten.

Auch die Menschheit kannte lange keinen Abfall, wie wir ihn heute und massenhaft überall produzieren. Natürlich finden Archäolog:innen immer mal Halden, auf denen zerbrochene Tonkrüge, Knochenreste und ähnliches entsorgt wurden. Aber das sind zum einen alles natürliche Materialien, die sich mit der Zeit zersetzen würden, und zum anderen landete dort nur ein winziger Bruchteil der Materialmasse, die wir heute wegwerfen. Verpackungen waren bis weit in die Moderne grundsätzlich wiederverwertbar, und ging doch einmal etwas zu Bruch, wurde repariert und recycelt, was das Zeug hielt.

Erst im Plastikzeitalter wurden Einmalverpackungen und Wegwerfgegenstände zu einem Ding und einem riesigen Problem für die Umwelt. Kunststoffe brauchen zum Teil hunderte von Jahren, bis sie ganz zersetzt sind. Sofern sie nicht verbrannt wurden, existiert noch jede Wegwerfwindel, die auf unserem Planeten jemals produziert wurde.

Die meisten Kunststoffe zerfallen und zerreiben mit der Zeit zu winzigen Bruchstücken, dem Mikroplastik, das von Tieren gefressen wird und so als äußerst ungesunde Zutat im Nahrungskreislauf landet.

Eine Plastiktüte voller Müll, daneben eine ZangeQuelle: Christina Grevenbrock
Einmal mit der Müllzange durch den Park und die mitgebrachte Tüte quillt schon über!

Müllsammeln, aber richtig

Ich habe schon Müllsammelevents erlebt, bei denen jede:r Teilnehmende einen großen Müllsack in die Hand bekommen hat, der dann mehr oder weniger gefüllt wurde. Am Ende der Aktion bestand ein substanzieller Bestandteil des gesammelten Mülls aus Müllsäcken. Kann man machen, ist aber irgendwie kontraproduktiv.

Sinnvoller ist es, entweder ein wiederverwertbares Gefäß zu benutzen (aber auch, naja, eher unrealistisch) oder „so-da-Müll“ als Abfallbeutel zu nutzen. Die alte Brötchentüte oder die Plastikhülle vom Klopapier werden eh weggeschmissen und können noch etwas Gutes tun. So vergrößert man das Müllaufkommen beim Sammeln nicht künstlich.

Ziehe ich los, sehe ich sofort die großen Stücke: Chipstüten, Getränkedosen und den allgegenwärtigen Kaffeebecher. Ich muss aber oft genau hingucken, ob das nun ein Stück Plastik oder Papier oder doch ein Pflanzenteil ist.

Gerade dieses genaue Hinschauen ist besonders wichtig. Die alte Zeitung, die durch den Park weht, mag unansehnlich sein, aber viel gefährlicher für die Tierwelt sind alte Zigarettenkippen, Plastikringe von Getränkeflaschen, Schnüre, die sich um Vogelbeine wickeln können und andere Kleinteile. Der Vogel im Park oder der Fisch im Meer wird keine Pringlesdose im Ganzen fressen, aber die giftigen Kippen oder Kleinteile, die in Form und Farbe den jeweiligen Beutetieren ähneln, landen schnell mal im Tiermagen.

Das heißt natürlich nicht, dass die größeren Teile nicht mit eingesammelt gehören, denn auch diese können in kleine Teile zerfallen oder, je nach Form, zur Todesfalle für neugierige Tiere werden. Das gilt insbesondere für Glasflaschen.

Zwei Zangen, eine kleine Metallzange und eine Grillzange aus Holz liegen auf einer Fußmatte. Dazwischen eine zusammengefaltete Mülltüte.Quelle: Christina Grevenbrock
Einfach aber effektiv: Eine simple Grillzange aus Holz ist zum Müllsammeln viel praktischer, als unhandliche Spezialgeräte. Dazu noch eine Tüte, die eh da ist, und es kann los gehen.

Das Equipment

Vor den Kindern habe ich, wenn ich grade motiviert war, ausschließlich relativ unekligen Müll mit spitzen Fingern aufgehoben und in den nächsten Mülleimer verfrachtet. Es hat sich aber herausgestellt, dass Kinder

  1. ganz wunderbar zum Müllsammeln zu motivieren sind und
  2. nicht zwischen ekligem und unekligem Müll unterscheiden.

Also habe ich gedacht, eine professionelle Müllzange muss her. So eine mit langem Greifarm, der mit einem kleinen Hebel am Griff zu bedienen ist. Es hat sich aber schnell herausgestellt, dass die sehr sperrig und damit nervig ist und die Teile auch gar nicht so stabil sind und schnell kaputt gehen. Was dann wieder Müll macht. Nicht empfehlenswert also.

Viel besser eignen sich kleinere Zangen mit wenig Mechanik. Als optimal haben sich ganz einfache Grillzangen aus Holz erwiesen, wie man sie im Sommer für wenig Geld nahezu überall findet. Sie sind viel handlicher, gehen nicht so leicht kaputt, das Holz hat einen guten Grip, damit kann fast alles gut aufgehoben werden, und wenn sie doch mal kaputt gehen, können sie sogar kompostiert werden.

Noch besser, wenn man die Dinger gebraucht bekommt – zum Müllsammeln müssen sie ja nicht mehr makellos aussehen. Ich hatte besonders viel Glück und bin beim Radfahren letztens an einer „zu verschenken“-Kiste vorbeigekommen, aus der ich zwei Holzzangen und eine kleine Metallzange im Manteltaschenformat ziehen konnte. Perfekt zum Mitnehmen.

Am Strand findet man oft mindestens genauso viel Müll wie Muscheln. Weil dieser Abfall nahezu unweigerlich im Meer landen würde, bin ich hier nie ohne Mülltüte unterwegs.

Kleine Müll-FAQ: Was ihr für den Start noch wissen müsst

  • Was? Alles, was nicht verrotten kann, gehört auch nicht in die Natur (Steine ausgenommen). Plastik, Metall, das meiste Papier und vor allem alles, was nach Restmüll aussieht, gehören in die Tonne. Pflanzliche und tierische Reste dürfen (meistens) an Ort und Stelle bleiben.
  • Wann? Jederzeit. Viele Kommunen haben aber auch feste Tage, an denen Müllsammelaktionen stattfinden, die heißen meistens „Städchendorf räumt auf“ oder ähnlich. Außerdem organisieren Naturschutzvereine regelmäßig „Beach cleanups“, der bekannteste ist wohl der coastal cleanup day.
  • Wo? Überall, wo Menschen sind, gibt es auch Müll. Wirklich überall. Besondere Bedeutung haben Wasserläufe und erweiterte Uferbereiche. Denn von hier aus gelangt der Abfall auf direktem Weg ins Meer und verursacht dort riesige Probleme für die Meeresbiologie.

Christina

Mag Kunst, Gemüse und Nachhaltigkeit.

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