Lebendige Steingärten: Alternative zu den „Gärten des Grauens“

Eine von Wildblumen bewachsene Steinmnauer vor Heckenkulisse
Foto: Julia Lenz

Wenn man sich in der Stadt auf die Suche nach Steingärten macht, stößt man zumeist auf Steinwüsten – Schotter, Beton, graue Ödnis. Mit etwas Glück findet sich der ein oder andere traurig dreinblickende Zierstrauch dazwischen. Doch es geht auch anders: Steine und Mauern können im Naturgarten auch Lebensspender sein. Was damit gemeint ist, erfahrt ihr hier.

Steine im Naturgarten: Ein warmer und trockener Lebensraum

Aufgeschichtete Steine finden sich schon seit Jahrtausenden in verschiedenen Formen überall dort, wo Menschen siedeln. Mit der Zeit eroberten verschiedenste Pflanzen und Tiere diesen durch Menschen geschaffenen Lebensraum und passten sich an ihn an.

Geprägt ist der Lebensraum Steingarten vor allem durch Wärme. Die gespeicherte Sonnenwärme wird von Tieren genutzt, die auf eine Wärmezufuhr von außen angewiesen sind. So tummeln sich Zauneidechse, Blindschleiche und andere Reptilien auf Steinhaufen und Mauern. Auch viele Garteninsekten schätzen die Wärmeinseln für eine kurze Aufwärmpause, besonders in den noch kühlen Morgenstunden.

Die trockenen und geschützten Zwischenräume zwischen den Steinen stellen wertvolle Rückzugsorte nicht nur für die Reptilien und Insekten, sondern auch für kleine Säugetiere wie Mäuse dar. In größeren Zwischenräumen finden auch Igel einen Unterschlupf. Mit etwas Glück können auch ein durch die Steine huschendes Mauswiesel oder Vögel, die in den Lücken nach Nahrung suchen, entdeckt werden.

Quelle: Julia Lenz
Bunter Gartengast: Ein C-Falter sonnt sich.

Vom Steinhaufen zur Trockenmauer: Steingarten-Formen

Die einfachste Form eines solchen Steinlebensraums ist der Steinhaufen. Dazu werden an einer sonnenexponierten und trockenen Stelle regionale Natursteine lose aufgeschüttet. Etwas mehr Planung benötigt eine Trockenmauer, in welcher die Steine so aufgestapelt werden, dass sie ohne Mörtel, gehalten durch ihr Eigengewicht, eine Mauer bilden.

Eine solche Trockenmauer kann den Garten nicht nur optisch aufwerten, sie eignet sich auch wunderbar als Übergang zu einem artenreichen Magerbeet oder einer Wildblumenwiese und kann so eine noch größere Vielfalt an Lebensräumen bieten. Oder wie wäre es mit einem angrenzenden kleinen Teich? Holzstücke im Steinhaufen können zusätzlich als Nistplätze für einige Wildbienenarten dienen.

Steingarten bepflanzen: Diese Pflanzen mögen es steinig

Botanisch stellen Steinhaufen, Trockenmauern und Co. eher Extremstandorte dar. Wer sich hier ansiedeln möchte, muss mit Hitze, Trockenheit und geringem Nährstoffangebot klarkommen. Doch es gibt sie, die Spezialisten unter den Pflanzen, die Farbe in kleine Felsenlandschaft bringen und den wenigen Platz in den Fugen nutzen können.

Dazu gehören z.B. Mauerpfeffer (Sedum sexangulare oder S. acre), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) oder die Karthäusernelke (Dianthus carthusianorum). Auch einige Küchenkräuter wie Thymian kommen mit diesen Bedingungen oft gut zurecht.

Möglich ist aber auch, nichts zu pflanzen und der Sukzession freien Lauf zu lassen. Nicht selten siedeln sich zwischen den Steinen nach einiger Zeit von selbst blühende Schönheiten und anderes wertvolles Grün aus der Umgebung an. Und nicht nur in den Fugen zieht früher oder später Leben ein, auch die Steine selbst werden besiedelt: Flechten und Moose nutzen die Oberfläche zum Wachsen und dienen Kleinstlebewesen als Nahrung.

Ihr seht, Steine im Garten können richtig eingesetzt auch einen kleinen Stadtgarten mit mehr Leben füllen. Wichtig ist aber auch die Umgebung: Mit einem Steinhaufen auf einer Betonfläche ist nichts gewonnen. In einer warmen und nährstoffarmen Ecke des Gartens mit passender Bepflanzung kann er dagegen eine Bereicherung darstellen.

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