Foraging the City – Gierschpesto. Essen statt ärgern

Groß im Bild ist eine Schüssel voller Giersch zu sehen. darum gruppieren sich Gefäße mit Walnusskernen, Öl, Parmesan und Knoblauch.

Lange wusste ich nicht, dass Giersch essbar ist. Ich kannte aber die enormen Anstrengungen, die mein Onkel darauf verwandte, ihn aus seinem Garten zu verbannen. Schade eigentlich – hätte er gewusst, wie gesund das Wildgemüse ist und wie unkompliziert und lecker unser Gierschpesto, hätte der Ärmste sich die Arbeit sparen können.

Giersch hat einen miserablen Ruf als nahezu unausrottbares Unkraut. Dabei ist er schon seit Jahrhunderten auch als wertvolles Nahrungsmittel bekannt, das nebenher auch noch zahlreiche medizinische Wehwehchen zwischen Gicht und Zahnschmerzen (?) heilen können soll. Fakt ist: Giersch bietet eine große Ladung Vitamin C (rund 200 Milligramm je 100 g), viel Vitamin A und für ein Blattgemüse auch richtig viel Eiweiß (6,7 g je 100 g).

Giersch kann das halbe Jahr – von März bis September – geerntet werden, besonders gut sind die jungen, hellgrünen Blätter. Neben dem Garten meines Onkels (und gefühlt überall), kommt er gehäuft in Laubwäldern, an Böschungen, Heckenrädern, Parks und – wer hätte es gedacht – Gärten vor. Ich würde glatt wetten, dass es in Deutschland keinen Ort gibt, an dem man weiter als 500 m gehen muss, um Giersch zu finden.

Trotzdem ist es nicht komplett unkompliziert Giersch zu foragen. Giersch sieht nämlich einigen, zum Teil sehr giftigen, Doldenblütlern extrem ähnlich. Daher ist Sorgfalt bei seiner Bestimmung gefragt. Zum Glück kann er zuverlässig mit der „Dreier-Regel“ identifiziert werden: Er bildet drei dreiteilige Blätter an einem dreieckigen Blattstängel aus (manchmal sind die seitlichen Blätter auch nur zweiteilig). Gerade der dreikantige, durchgängig grüne, Stängel dient als eindeutiges Merkmal. Mit ein bisschen Übung ist es aber wirklich unkompliziert; Giersch zu pflücken. Gerade Besitzer:innen kleiner Privatplantagen sind auf freundliche Nachfrage erstaunlich freigiebig.

Die Walnüsse für unser Pesto sind im übrigen auch geforaged, allerdings von meinem Vater, der uns in der Vorweihnachtszeit immer großzügig beschenkt. Die Reste dürfen dann jetzt auch gerne mal aufgegessen werden.

Groß im Bild befindet sich ein blau-weiß gemusterter Teller voller Nudeln mit Gierschpesto und angebratenem grünen Spargel.Quelle: Christina Grevenbrock
Eine himmlische Kombination: Unser Gierschpesto zu Pasta mit gebratenem grünen Spargel.

Rezept für Giersch-Walnuss-Pesto

Ich brauche:

Rund 70 g Giersch (etwa eine mittelgroße Schüssel voll)

50 g Walnusskerne

Eine Knoblauchzehe

120 ml Olivenöl

75 g Parmesan

Salz und Pfeffer nach Geschmack

außerdem einen Pürierstab mit passendem Gefäß. Je nach Bedarf Gläser zum Abfüllen und zusätzliches Olivenöl.

So geht’s:

Walnusskerne in einer kleinen Pfanne ohne Öl anrösten und abkühlen lassen. Den Knoblauch schälen und alle Zutaten in das Püriergefäß füllen. Pürieren, den Parmesan reiben und unterheben (oder gleich mitpürieren, wenn es noch schneller gehen soll) mit Salz und Pfeffer abschmecken. Fertig.

Wenn Du das Pesto in Gläser abfüllen willst, unbedingt mit Olivenöl bedecken, damit es sich länger hält.

Die Familie und ich, wir sind begeistert. Giersch zu foragen geht schnell und unkompliziert, schließlich ist er leicht zu finden. Das Pesto ist ruck zuck zusammenpüriert und schmeckt hervorragend, aber nicht aufdringlich. Es macht sich genauso gut einfach über schnelle Pasta geschmissen oder etwas schicker zum Beispiel zu Nudeln mit angebratenem grünen Spargel. Solltet Ihr Reste haben, schmecken die am nächsten Tag auch kalt. Einfach ein bisschen Balsamico-Creme, Olivenöl und Kirschtomaten dazu und ihr habt einen fertigen Nudelsalat.

Wer gerne nochmal nachlesen möchte, wie das mit dem Foraging, also dem Wildpflücken, geht, kann das hier tun.

Christina

Mag Kunst, Gemüse und Nachhaltigkeit.

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