Upcycling ist keine Deko – ein Rant

Ein Stapel Bücher über Upcycling Nähprojekte aus der Bibliothek
Foto: Anja Manneck

Schrankleichen haben wir vermutlich alle. Sie passen nicht mehr, haben einen Fleck oder ein Löchlein oder sie sind einfach nicht mehr schick. Upcycling – also aus abgelegter Kleidung Neues nähen – dagegen liegt voll im Trend. Aber nicht alle dieser DIY-Projekte sind sinnvoll – oder nachhaltig.

Aus Alt mach Neu – solange es kein Utensilo ist

Nach zwei Schwangerschaften passen mir meine Klamotten wahlweise nicht mehr oder sie sind kaputt. Um nicht nackt gehen zu müssen, kümmere ich mich natürlich um was Neues. Kein Problem. Aber was passiert mit meinen alten Klamotten? Weil ich weiß, dass die Jeans die Umweltsünderin unter den Kleidungsstücken ist, überlege ich mir gut, was ich damit machen kann. Die Bibliothek ist voll von Büchern, die mir Ideen liefern, und Pinterest bietet eine unüberschaubare Menge an Suchergebnissen.

Und da kriege ich die Krise: Aus meiner ausgedienten Jeans kann ich wahlweise (warum auch immer) einen Teppich, einen Blumenübertopf, eine Tasche oder ein Utensilo nähen. Letzteres ist ein wahnsinnig praktisches Aufbewahrungsdings, in das ich dann wiederum anderes von meinem überschüssigen Zeug räumen kann. Toll. Am besten nehme ich, damit es hübscher ausschaut, noch neuen Stoff dazu. Sehr nachhaltig. Alternativ kann ich natürlich auch eine Tasche, einen Beutel oder eine andere Tasche nähen. Aber wie viele Taschen braucht ein Mensch?

Wann Upcycling nachhaltig ist – und wann nicht

Nachhaltigkeit bedeutet ja auch, insgesamt weniger anzuschaffen und zu überlegen, was ich wirklich brauche. Wenn ich nun aus meiner Jeans ein bisschen Deko nähe und außerdem aus fünf weiteren meinen 365. Beutel und den Rest wegwerfe, dann ist nichts gewonnen.

Das klingt jetzt, als würde ich anderen vorschreiben wollen, was sie brauchen und was sie nähen dürfen. Ja, würde ich gern. Kann ich aber nicht. Was ich aber unbedingt will, ist einen Denkanstoß geben: Upcycling ist toll, kreativ, witzig. Aber sinnvoll im Sinne der Idee ist es nur, wenn ich etwas daraus mache, das ich auch brauche.

Da geht natürlich auch mal was daneben. Spülschwämme aus alten Socken? Klappt und die benutzen wir auch. Waschlappen aus alten Handtüchern? Klappt. Einmal säumen und sie haben ein zweites Leben. Ein Rock aus einer alten Jeans? Klappte bei mir nicht. Das ist aber zum Glück nicht schlimm. Ein Versuch ist immer noch besser als es gleich wegwerfen. Was bei uns richtig gut klappt, ist Kinderkleidung aus alter Erwachsenenkleidung herstellen. Dafür brauche ich allerdings ein Kind in der richtigen Größe. Wie nachhaltig das ist, sei dahingestellt.

Anja

Mag Nachhaltigkeit, Reisen, Menschen und Kinder.

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