Was das Silvester-Feuerwerk mit der Stadtnatur macht

Feuerwerksraketen am Nachthimmel
Foto: Unsplash/Elisha Terada

Böller und Raketen gehören traditionell zum Silvesterabend dazu – aber auch wenn es viele Menschen freut, wenn es zum Jahresausklang knallt und blitzt, in der Natur richtet Feuerwerk oft größeren Schaden an, als vielen bewusst ist. Hier lest ihr, was die Böllerei mit Wild- und Haustieren macht.

Erst einmal vorweg: Ich persönlich liebe Silvester. Ich mag die Zeit zwischen den Jahren, wo Wochentage keine Bedeutung mehr haben, die Menschen entspannt die letzten Reste Weihnachtsessen verdauen und Arbeit und Alltag für die meisten ganz weit weg erscheinen. Und schon als Kind in der Kleinstadt war ich begeistert vom Höhepunkt dieser Zeit außerhalb der Zeit – dem Silvesterabend, an dem es schon nachmittags knallt und zischt und aufregend nach Rauch und Schwefel riecht, bis sich die Spannung im großen Feuerwerk um Mitternacht entlädt.

Heute reagiere ich etwas empfindlicher. Zwar liebe ich den Silvesterabend noch immer und freue mich auf Sekt, Bleigießen und Wunderkerzen. Aber wenn schon vor dem Böller-Verkaufsstart geknallt wird und ich spätestens ab dem 28. Dezember in ständiger Alarmbereitschaft durch die Straßen meines Viertels laufen muss, um nicht plötzlich einen Knaller abzubekommen, leiden meine Nerven schon beträchtlich.

Dabei kann ich Krach und Verletzungsgefahr als Mensch noch relativ einfach entkommen, indem ich den Jahreswechsel zum Beispiel nicht mitten in der Großstadt feiere oder den Gang zum Supermarkt nicht unbedingt auf den Abend des 30. Dezembers lege. Sowohl Haus- als auch Wildtiere in der Stadt haben es da nicht so leicht.

Jeder Schreck raubt Kraft: Feuerwerk stresst Wildtiere

Wenn in der Nähe von Parks oder Gärten geböllert wird oder gleich draußen auf dem Land, erschrickt das abrupte Krachen die örtlichen Wildtiere. Auf dem ersten Blick mag es harmlos wirken, wenn Vögel aufflattern und sich im nächsten Baum verstecken, schließlich ist ihnen durch Böllern und Raketen nichts passiert. Was man aber nicht außer acht lassen darf: Jede dieser Fluchten raubt den Tieren Energie. Und es knallt in der Silvesternacht ja nicht nur einmal.

Gerade in der kalten Jahreszeit, wo Garten- oder Waldvögel und wildlebende Säugetiere eh nicht viel Nahrung finden, greift jedes Erschrecken und Wegrennen die Energieressourcen der Tiere an. Wie u.a. der NABU Hessen schreibt, kann es außerdem passieren, dass aufgeschreckte Vögel die Orientierung verlieren und gegen Scheiben oder Autos prallen und ein Anflugtrauma erleiden.

Und nicht nur das Böllerknallen richtet Schaden an. Vogelarten wie Krähen, die in großen Schlafkolonien in Parkbäumen übernachten, können laut einem Bericht der Berliner Morgenpost zum Beispiel vom Funkenflug von Raketen und Co getroffen werden, wenn sie sich erschrecken und im Schwarm auffliegen.

In einigen Fällen kann es sogar passieren, dass das Feuerwerk Tiere aus dem Winterschlaf reißt – darunter leiden zum Beispiel Igel. Auch hier gehen wichtige Energiereserven verloren, die die Tiere eigentlich brauchen, um den Winter unbeschadet zu überstehen.

Quelle: Unsplash/Conner Baker
Ängstliche Hunde und Katzen bleiben an Silvester am besten in der gewohnten Umgebung zu Hause. Foto: Unsplash/Conner Baker

Hunde und Katze in Panik: Haustiere leiden unter der Knallerei

Manche Hunde- oder Katzenbesitzer:innen haben vielleicht das Glück, dass ihre vierbeinigen Familienmitglieder das Böllern zu Silvester recht entspannt ertragen. Aufgrund ihrer empfindlichen Ohren reagieren viele Hunde und Katzen allerdings schnell panisch, wenn es knallt. Gerade das unvorhersehbare Böllern über mehrere Tage hinweg setzt die Tiere immer wieder neu unter Stress.

Freigänger-Katzen sollten daher an Silvester auf jeden Fall im Haus bleiben. Nicht nur, weil sie sich durch das Knallen erschrecken und zum Beispiel vor ein Auto laufen können. Ihnen schadet auch die hohe Feinstaubbelastung durch das Feuerwerk (das gilt übrigens auch für Wildtiere und Menschen).

Hunde sollten beim Spaziergehen rund um Silvester zur Sicherheit stets an der Leine bleiben. Auch sie können sich vor Knallern erschrecken und plötzlich davon preschen.

Hunde oder Katzen, die besonders empfindlich reagieren, hilft es, wenn sie die Silvesternacht in einem Raum mit geschlossenen Vorhängen oder Jalousien verbringen, um die Geräusche von draußen zu dämpfen. Wenn leise Musik oder der Fernseher läuft, kann das auch beruhigen. Wichtig ist, als Besitzer:in die Nerven zu behalten. Wirkt ihr Herrchen oder Frauchen nicht gestresst, überträgt sich diese Ruhe auf die Tiere.

Eine Hand hält eine Wunderkerze vor blauem HintergrundQuelle: Unsplash/Stephanie McCabe
Wunderkerzen sind hübsch und leise – für die private Feier vielleicht die bessere Alternative? Foto: Unsplash/Stephanie McCabe

Was kann man tun?

Die Regularien zu Silvester unterliegen öffentlichen Stellen. Gerade den Wildtieren würde es bereits helfen, wenn sich die Böllerei auf bestimmte Areale beschränkt – möglichst weit weg von Parks, Gartenanlagen und Wäldern. Auch Beschränkungen für den Zeitraum, in dem Privatpersonen böllern dürfen, könnten die Belastung für Tiere und Umwelt reduzieren, wie der NABU Hessen fordert.

Als Privatperson kann man zum Beispiel auf laute Knaller verzichten und sich darauf beschränken, zu Mitternacht ein paar Raketen zu zünden – auch wenn selbst „stilles“ Feuerwerk Funkenflug und Feinstaub verursacht. In Städten und Gemeinden mit offiziellem Feuerwerk kann es sich also auch lohnen, das private Böllern ganz sein zu lassen und sich stattdessen das große Feuerwerk der Profis anzuschauen.

Martina

Mag Architektur, Tiere und Internetkultur

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