Planstädte sind Städte, die nicht natürlich gewachsen sind, sondern mit Absicht auf eine bestimmte Art angelegt wurden. Dabei verfolgen die Planenden in der Regel ein Ziel, das über eine einfache Stadtgründung hinausgeht.
Was ist eine Planstadt?
Unter einer Planstadt versteht man eine Stadt, die, wie der Name schon sagt, auf Basis eines bestimmten Plans entworfen und entsprechend systematisch erbaut wurde – im Gegensatz zur „natürlich“ gewachsenen Stadt, die sich aus einem Dorf oder einer kleinen Siedlung entwickelt hat und dann über die Jahrhunderte ausgedehnt hat.
Planstädte im 21. Jahrhundert
In den Nachrichten finden wir Planstädte heutzutage vor allem in fragwürdigem Kontext. Nur ein Beispiel: Saudi Arabien plant derzeit mit „The Line“ ein ambitioniertes Projekt. Eine Stadt auf einer 170 Kilometer langen geraden Linie, hermetisch abgeriegelt gegen die Wüste, zwischen hohen Mauern – Cyberpunk lässt grüßen. Aber nein, es soll angeblich keine Autos dort geben und keine Emissionen. Die Entwürfe für das Innere der Stadt tun so, als könnte man mit Technologie und ein paar Pflanzen doch die Welt retten. Außerdem sind die Menschenrechtsverstöße nicht weit. Da kippt die Utopie doch schnell wieder in eine Dystopie.
Insofern sind „The Line“ und das dazugehörige durchgeplante Gebiet namens „Neom“ typisch für das 21. Jahrhundert: Es fällt vor allem durch Greenwashing und Sportswashing auf. Also, dass Länder mit publicity-starken Nachhaltigkeitskampagnen und der Ausrichtung großer Sportevents ihr Image auf der Weltbühne aufpolieren. Bei Neom sollen im Jahr 2029 die Asiatischen Winterspiele stattfinden. Ja, in der Wüste. Nein, angeblich alles nachhaltig, auch die Berge von Kunstschnee.
Planstädte mit Agenda
Dabei ist es nichts Neues, dass ein Stadtviertel oder eine ganze Stadt mit einer bestimmten Agenda gebaut wird. Schon in der Antike haben die Römer in kolonialisieren Gebieten Städte im Schachbrettmuster aus dem Boden gestampft, die der unterworfenen Bevölkerung die „Zivilisation“ näher bringen sollten.
Im Laufe der Geschichte haben sich dann einige Herrscher ihre eigene Stadt nach ihren eigenen Vorstellungen gebaut, zum Beispiel Peter der Große Anfang des 18. Jahrhunderts mit Sankt Petersburg. Auch Albert Speers Entwurf für die Welthauptstadt Germania muss hier erwähnt werden – ein Plan, der zum Glück nie umgesetzt wurde.
Es gibt aber auch freundlichere Pläne, die hinter einer neuen Stadt stehen können, zum Beispiel das Konzept der Gartenstadt, das Ebenezer Howard 1898 als Gegebild zu den verdreckten Industriestädten entworfen hat.
Von der Planstadt zur Stadt?
Die alten Planstädte haben noch Spuren ihres geplanten Charakters in einer quadratischen oder runden Form. Oft sind im Laufe der Jahrhunderte oder Jahrtausende aber auch alte Anlagen zerstört worden und die Städte in alle möglichen Richtungen und oft organisch weitergewachsen.
Wenn wir heute an eine Planstadt denken, würden uns wirklich als Erstes römische Gründungen wie Trier oder Köln einfallen? Oder die Idealstadt des Kurfürsten Friedrich IV: Mannheim? Sogar die vergleichsweise junge Planstadt Brasilia (siehe Bild oben) gehört zum Unesco Weltkulturerbe.
Witze über die Planstadt: Milton Keynes
Allerdings scheint dieser Wandel von der Planstadt zu einer „richtigen“ Stadt eine Weile zu dauern. Das Aushängeschild der britischen „New Town Programms“, Milton Keynes, ist zwar eine der schnellstwachsenden Städte Großbritanniens und unter vielen statistischen Aspekten ein Erfolg. Aber seit Baubeginn 1967 ist wohl noch nicht genug Zeit vergangen, um die Stadt in der öffentlichen Wahrnehmung wirklich zu einer „Stadt“ zu machen (und das nicht nur, weil Milton Keynes mangels Kathedrale keine City ist).
Milton Keynes ist im Vereinigten Königreich eher ein Witz: „Was ist der Unterschied zwischen MK und einem Joghurt? Ein Joghurt hat Kultur.“ Nur die Zeit wird zeigen, ob aus der oft als seltsam empfundenen Atmosphäre in Milton Keynes auch eines Tages eine Kultstadt wird.