Lebenswert wohnen: Der soziale Wohnungsbau in Wien

Foto: Romy A.

Bereits zehn Mal in Folge wurde Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. Dies liegt sicher nicht nur an der hervorragenden Infrastruktur mit gut ausgebautem Öffi-Netz, der Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie breiten Kultur- und Bildungsangeboten. Auch die Wiener Tradition des sozialen Wohnungsbaus wird dabei eine wichtige Rolle spielen.

Sowohl im europäischen als auch im österreichischem Vergleich nimmt der soziale Wohnungsbau in Wien eine Sonderrolle ein. Seit dem 1. Weltkrieg wurden insgesamt 2300 Gemeindebauten mit 220.000 Wohnungen für ca. eine halbe Million Menschen geschaffen. Die ist ein Viertel des Wiener Wohnungsbestandes.

60 Prozent der Wiener:innen nutzen geförderten Wohnraum

Insgesamt gibt es in Wien 890.000 Wohnungen. 60 Prozent der Wiener Bevölkerung lebt in einer geförderten oder Gemeindewohnung. Denn zusätzlich zu den kommunalen Wohnungen zählt Wien weitere rund 200.000 dauerhaft sozial gebundene Wohneinheiten von gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen zum Bestand. Damit sollte bis heute nicht nur günstiger Wohnraum geschaffen werden sondern auch grundsätzlich der Boden- und Mietpreis der Stadt gedrückt werden.

Quelle: Romy A.
Das alte Fernsprechamt ist zwar kein Wohngebäude, in seinem Stil wurden in Wien jedoch viele soziale Wohnungsgebäude errichtet.

Durchmischte Viertel statt Ghettoisierung

Um die Bevölkerung zu durchmischen, wurde seit dem Beginn des sozialen Wohnungsbaus 1918 darauf geachtet, dass dieser sich auf die gesamte Stadtfläche verteilt. Neben einigen Reihenhaussiedlungen wurden hauptsächlich große Gebäudekomplexe in offener Blockrandbebauung errichtet.

Die monumentale Architektur ergab sich zum Großteil aus dem selbstbewussten Auftreten der Sozialdemokraten, die mit diesen Arbeiterpalästen ein Statement setzen wollten. Auch in der ehemaligen DDR wurden ähnliche Gebäudekomplexe geschaffen. Ein weiteres Merkmal in großen Anlagen ist die Schaffung sozialer Einrichtungen wie Kindergärten, Bäder, Waschsalons oder Büchereien.

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Wohnungsbau im 1. und 2. Bezirk – von Blockrandbebauung geprägt.

Nach dem 2. Weltkrieg begann die 2. Phase des sozialen Wohnungsbaus in Wien. Diese war durch den Wiederaufbau geprägt. Eine sehr schlichte Architektur und der Einsatz von Fertigbauteilen sind die bestimmenden Elemente. In den 70er und 90er Jahren wurden bereits bestehende Anlagen vergrößert oder neue Hochhaussiedlungen geschaffen.

Auch heute wird in Wien noch aktive Wohnungspolitik betrieben. So werden beispielsweise SMART Wohnungsprojekte gefördert.

3 Kommentare

  1. […] sind von den oben genannten Stressoren gleichermaßen betroffen. Wohlhabende sind nicht auf sozialen Wohnungsbau angewiesen. Bewohner:innen besserer Viertel kriegen weniger soziale Abstiege in ihrem direkten […]

  2. […] Statusdenken nicht genährt wird, sollte von außen nicht erkennbar sein, welche Wohnungen Teil des sozialen Wohnungsbaus sind und subventioniert […]

  3. […] Sozialer Wohnungsbau soll die Wohnraumkrise in Zukunft entschärfen, hört man immer mal wieder. Wer nicht solange warten will, kann sein Schicksal selbst in die Hand nehmen: mithilfe des Mietshäuser Syndikats. Das Modell, das seinen Ursprung in der Linken hat, bedient sich kapitalistischer Instrumente, um kollektives Wohneigentum zu schaffen.  […]

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