Unsere Neujahrswünsche für die Stadt

Blick auf Hamburg unter blauem Abendhimmel
Foto: Martina John

Das Jahr ist erst ein paar Tage alt, genau die richtige Zeit für gute Vorsätze. Mehr Sport, weniger Alkohol und gesunde Ernährung können alle. Die Giersch-Redaktion hat sich überlegt, was sie sich für unsere Städte wünscht.

Ein Überflutungsgebiet, Wasser steht auf einer Wiese, in der Mitte ein Zaun, im Hintergrund Bäume.Quelle: Anja Manneck
Naturflächen kommen gut damit klar, wenn es mal etwas mehr regnet. In dieser Wiese kann das Wasser langsam versickern und dabei noch die Grundwasserreserven auffüllen.

1. Mehr Schwammstädte!

[Anja]

Meine Wunschliste ist eigentlich ellenlang. Effektiv und relativ einfach umzusetzen wäre aber eine gezielte Flächen-Entsiegelung hin zur Schwammstadt.

Aktuell sind in Deutschland 51.823 km2 versiegelt. Diese Zahl weist das Umweltbundesamt für 2021 aus. Tendenz steigend, denn täglich kommen Flächen in der Größe von etwa 100 Fußballfeldern dazu.

Die Stadt Köln hat nun mit der Entsiegelung ihrer Schulhöfe begonnen. Die ersten 300 m2 versiegelte Fläche wurden für 300.000 Euro aufgebrochen und umgestaltet. Regenwasser fließt durch durchlässiges Fugenpflaster ab, was die Kanalisation entlastet und bei der Grundwasserneubildung hilft. Vielfältige Bepflanzungen tragen zur Artenvielfalt bei und das Mikroklima wird auch entlastet, denn entsiegelte Flächen kühlen im Sommer durch Verdunstung. Oben drauf gibt es noch „grüne Klassenzimmer“, in denen die Kinder im Freien lernen können. Ein absoluter Gewinn für alle.

Für die Flächenversiegelung sind aber auch Privathaushalte verantwortlich, mit Neubauten, Parkplätzen und Wegen. Das bedeutet gleichzeitig, dass viele Menschen bei der Entsiegelung helfen können. Keine zu große Wohnfläche zu bewohnen ist vielleicht ein bisschen utopisch, dafür kann man im Kleinen anfangen, zum Bespiel bei Wegen oder Terrassen: Bereits eine ein bis zwei Zentimeter breite Fuge lässt 10-20% mehr Wasser durch. Trittfeste Pflanzen wie Teppichverbene oder Polsterthymian können zwischen den Fugen wachsen. Oder man spart sich das Pflastern und legt Mulch aus. Das muss dann und wann erneuert werden, dafür bleibt die Fläche offen.

Blick in eine grüne BaumkroneQuelle: Martina John
So schön kann der Blick in die Baumkrone sein – damit ein Baum genügend Schattend und Abkühlung spendet, muss er Jahrzehnte lang wachsen.

2. Mehr Bäume!

[Martina]

Sie spenden Schatten bei Hitze, kühlen die Luft, bieten Lebensraum für Vögel, Eichhörnchen und Co. und sind einfach schön anzusehen: Ich wünsche mir 2024 mehr Bäume in der Stadt – an Straßen, in Parks, in Innenhöfen, überall!

Schatten, Grün und schöne alte Bäume – das gehört doch zu einer ordentlichen Stadt, sollte man meinen? Doch dann schaue ich mir neu gebaute, durchgeplante Stadtteile wie die Hamburger Hafencity an, in denen nach wie vor große, gepflasterte Flächen dominieren und Grün vielerorts nur als saubere Rasenfläche oder Baumsetzling im Kiesbeet existiert

Oder ich lese davon, dass für den umstrittenen Neubau der Sternbrücke im Schanzenviertel nicht nur subkulturell essenzielle Clubs und Bars weichen müssen, sondern auch über 80 Bäume im Stadtteil gefällt werden sollen und fühle mich ins 20. Jahrhundert zurückversetzt. Und dann wurden 2022 in Hamburg sogar mehr Straßenbäume gefällt als gepflanzt – bis ein junger Baum einen großen alten Straßenbaum an Schatten und Verdunstungsleistung ersetzt, können Jahrzehnte vergehen. Möge sich diese Entwicklung bitte spätestens 2024 zum Positiven wenden!

Eine Fahrradstraße mit PollernQuelle: Christina Grevenbrock
Eine relativ unkomplizierte Lösung für mehr Verkehrsgerechtigkeit sind Fahrradstraßen.

3. Gerechte Flächen für alle Verkehrsteilnehmer:innen!

[Christina]

Noch sind die Verkehrsflächen in den meisten Städten einseitig zugunsten der Automobilität verteilt. Zwischen Autostraßen und Flächen zum Parken sind Fußgänger:innen, Fahrräder und der öffentliche Nahverkehr eher Randnotizen. Dabei sind doch sogar nach der Straßenverkehrsordnung alle Verkehrsteilnehmenden gleichwertig.

Die autofreie Stadt scheint in Deutschland kaum denkbar, dabei gibt es Alternativen: Wer einmal Venedig besucht hat, weiß, wie angenehm der Aufenthalt in einer Stadt ohne rollenden Verkehr ist. Nun ist das venezianische Modell nicht wirklich auf andere Städte übertragbar, und ob komplett autofreie Städte wirklich der Weisheit letzter Schluss sind, ist auch noch nicht ausdiskutiert.

Sicher ist aber, dass weniger Autoverkehr und ein vielfältig genutzter öffentlicher Raum die Aufenthaltsqualität von Städten enorm aufwertet. Deshalb gehen einige Metropolen wie Paris, Kopenhagen und Amsterdam mit gutem Beispiel voran und zeigen, wie es gemacht werden kann: Städte für alle Verkersteilnehmenden. Denn Mobilität ist für alle da und eine gute Stadtplanung sollte möglichst viele Personengruppen mitdenken.

Neben able-bodied Autofahrenden gehören auch Radfahrende, Rollator- und Kinderwagenschiebende und Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, zu den gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer:innen. Besonders ältere und sehr junge Verkehrsteilnehmer:innen sowie Menschen mit Behinderungen haben besondere Bedürfnisse nach Zugänglichkeit, Sicherheit und Ausruhgelegenheiten und ein Recht darauf, dass diese in angemessenen Verkehrsräumen umgesetzt sind. Alle brauchen Raum für ihre Mobilitätsbedürfnisse und sollten sich in ihrer Stadt frei bewegen können.

Zwei Kinder, Mädchen und Junge, von hinten auf einem Spielplatz im GrünenQuelle: Christina Grevenbrock
Auf diesem Bild wird es zwar nicht so deutlich, aber dieser Spielplatz an der Kieler Förde ist inklusiv und macht allen Kindern Spaß!

4. Mehr Spielplätze für alle!

[Karl, 5 Jahre]

Ich möchte, dass es mehr Spielplätze und Grasflächen in den Städten gibt. Es gibt viel zu wenige Spielplätze. Auf den Grasflächen könnte man Laufbahnen und Wasserbombenkatapulte aufbauen, um im Sommer gut toben zu können. Auf den Spielplätzen finde ich Sandkästen, Burgen und Rutschen wichtig. Ich wünsche mir außerdem, dass sie für alle Kinder geeignet sind, für kleine und große und auch für Kinder mit Behinderungen. Ich habe mal auf einem Spielplatz eine Rutsche und ein Trampolin gesehen, die auch Kinder benutzen können, die im Rollstuhl sitzen. Das fand ich gut, w eil dann alle glücklich sind.

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